Ranken, Grotesken; spielende Kinder; Allianzwappen; Judith ...
Thema
Ranken, Grotesken; spielende Kinder; Allianzwappen; Judith und Holofernes
Datierung
1523-1525
Bildbeschreibung
(1) Oberhalb der Kielbogentüre: Pflanzenornament mit spielenden Kindern.
In der Mitte über der Tür treffen sich herzförmig zwei Ranken, die gemeinsam in einer Knospe enden. Darunter hängt ein rundes Feld (Wappen?) mit seitlichen Flügeln. Die beiden anderen Rankenzweige in Form von Festons führen bogenförmig zu den Türecken. Den Gabelungen entspriessen je drei langstielige Blumen. Vier kleine Kinder treiben am Rand ihre Spässe: Über der linken Türecke sitzt eines auf der auslaufenden Ranke und hält ein Windrädchen in der linken Hand. Es schaut zu dem Kinde unter sich, das ebenfalls ein Windrädchen führt und den rechten Fuss auf eine Kugel stellt. Das Kind über der rechten Türecke bläst eine Schweinsblase (?) auf, das Kind darunter, mit dem Fuss ebenfalls auf einer Kugel stehend, greift mit beiden Händen nach oben.
(2) Ursprünglicher Standort nicht bekannt, über einem Riegel der Fachwerkwand: Vegetabile Ornamente mit den Helmzierden des (nicht erhaltenen) Wappens Klauser-Feer.
Links als Helmzier des Wappens Klauser ein Degengriff neben einem nach heraldisch links gewendeten Hunds- oder Wolfskopf mit herausgestreckter roter Zunge und Dornenhalsband. Rechts davon das rote Kreuz der Jerusalempilger. In der Bildmitte ein dreistufiges Blättergebilde auf einem Kelch, von roten Blattrispen bekrönt. Rechts ein roter Löwe, nach heraldisch rechts gerichtet, rechts aussen Blattranken.
(3) Gewölbte obere Laibung der Türnische in der Südwand: Pflanzenornament, in zwei Fische auslaufend.
In der Mitte wachsen Ranken zu zwei fischartigen Wesen zusammen, die mit ihren schnabelartigen, bezahnten Mäulern ein zentrales Ornament mit Knospen, Blättern und Blüten anknabbern. In den gewundenen Ranken bläst je ein schräg nach unten geneigter Kopf in die schalmeienartigen Ranken.
(4) Links über der Türnische in der Südwand: Stufenförmiges Blüten- und Blattwerk mit roten Beeren und roter kegelförmiger Frucht sowie gelber Spitze.
(5) Rechts neben der Türnische an der Südwand, auf halber Wandhöhe: Weibliche Figur im Halbprofil.
Judith mit dem Haupt des Holofernes: Kopf und Oberkörper einer nach rechts gewendeten Frau im Profil. Vor der Brust hält sie das Holoferneshaupt (kaum mehr zu erkennen).
Technik
Tempera
Bildmasse
(1) H 107, B 188.5 cm; (2) B 127, H 55 cm; (3) B 40, H 22 cm; (4) B 81, H 24 cm; (5) B 45.5, H 24 cm
Vorzeichnung und Farbigkeit
polychrom
Erhaltung
abgelöst
Restaurierung
Um 1860 entdeckt. 1908 verkaufte die Familie Corragioni d'Orelli den gesamten zum 16. Jh. gehörenden Bestand der Hauskapelle und des darunter liegenden Saals der Gottfried-Keller-Stiftung. Beide Interieurs wurden ausgebaut, die Malereien als Strappo abgelöst und im SLM deponiert. Die geplante Rekonstruktion des Raums im SLM unterblieb.
Künstler
Hans Leu d. J. zugeschrieben
Wand
Südwand
Kunst im Umfeld
Lucretia: Luzern, Hertensteinhaus
Datierung der Wandmalerei in der Forschung
1523 oder wenig später (Jahreszahl an der Decke)
Auftraggeber
Konrad Klauser (1480-1553)
Entstehungszusammenhang
Aus Zürich stammend, engagierte Klauser sowohl für die Deckenschnitzerei als auch für die Malerei zwei Zürcher Künstler.
Biographie
Konrad Klauser, Apotheker, Sohn des Anton Klauser und Katharina von Kempen, stammte aus einer angesehenen Zürcher Familie.
Anfang 16. Jh. siedelte er nach Luzern über und heiratete Afra Feer aus Kasteln, Tochter des Luzerner Stadtschreibers Ludwig Feer. 5 Kinder: Anton, Christoph, Jakob, Katharina und Anna.
1509 wurde er Luzerner Bürger; machte anschliessend eine erstaunliche politische Karriere:
1511 Mitglied des Grossen Rates
1513 Mitglied des Kleinen Rates
1519 unternahm er eine Pilgerreise ins Heilige Land, wurde am Grabe Christi zum Ritter des Heiligen Grabes geschlagen (wie Melchior Zur Gilgen, vgl. Luzern, Haus zur Gilgen) und soll auf seiner Reise bis nach Ägypten und China gelangt sein.
Zählte zu den reichsten Leuten der damaligen Eidgenossenschaft, bezog von Frankreich Pensionen (die grösste nach dem Schultheissen).